Ein Film von Oliver Ressler
4K-Video, 35 Min., 2025

Die geplante Erweiterung des Nardò Technical Centre (NTC) von Porsche Engineering bedroht das Überleben des letzten Waldes in der Region Apulien in Süditalien. Der Bosco d’Arneo mit seinen jahrhundertealten Eichen und seinem reichen Ökosystem, das für die lokale Artenvielfalt von entscheidender Bedeutung ist, steht unter dem Schutzprotokoll Natura 2000 der Europäischen Union. Dennoch droht ihm nun die Abholzung, um Platz für neun neue Teststrecken, einen Hubschrauberlandeplatz und andere von Porsche für die Erprobung von Elektrofahrzeugen geforderte Infrastrukturen zu schaffen. Geblendet von der Aussicht auf angeblich 450 Millionen Euro an Investitionen genehmigte die Regionalregierung Apuliens einen ökozidalen Plan zur Rodung von mehr als 200 Hektar Wald. Es gab keinerlei öffentliche Konsultation. Die Verwaltung nutzte außerdem ihre Gesetzgebungsbefugnisse, das Land von 130 Menschen zu enteignen, damit das multinationale Unternehmen den Verlust des Waldes durch die Anpflanzung neuer Bäume auf separaten Grundstücken „kompensieren“ kann. Selbst wenn diese Bäume in der wasserarmen Umgebung überleben würden, könnten sie niemals den Reichtum eines alten und vielfältigen Ökosystems ersetzen.
Der Film konzentriert sich auf die unermüdlichen Bemühungen der Wächter*innen des Arneo Waldes (Custodi del Bosco d’Arneo), den Bosco in einem Gebiet zu verteidigen, das bereits von Wüstenbildung bedroht ist, wo Millionen von Olivenbäumen durch Bakterien, wiederkehrende Dürren, versalzte Wasserbrunnen und Waldbrände verloren gegangen sind. Die Aktivist*innen organisierten eine internationale Kampagne, zu der auch ein Besuch der deutschen Umweltorganisation Robin Wood und des Istituto Etno mit der indigenen brasilianischen Anführerin Maria Agraciada gehörte, deren Zeremonie zur Unterstützung des Landes und seiner Verteidiger*innen im Film zu sehen ist.

„Wir sind der Wald, wir brauchen den Wald zum Leben“, erklärt eine der Wächterinnen und bekräftigt damit die untrennbare Verbindung zwischen menschlichem und mehr-als-menschlichem Leben. Der Film entlarvt die Heuchelei der Automobilindustrie, die unter dem Vorwand technologischer Innovation Ökosysteme von unschätzbarem Wert gefährdet. Er reflektiert auch über weiterreichende Themen wie Landverbrauch und die Anpassung an den Klimanotstand auf lokaler und globaler Ebene. Er kritisiert Greenwashing-Narrative und Institutionen, die die privaten Interessen multinationaler Konzerne über das öffentliche Interesse ihrer Gemeinden stellen.
Die Protagonisten*innen dieses Kampfes werden im Freien und in natürlicher Umgebung gefilmt und in einer poetischen Beziehung zu ihrer schönen, aber bereits drastisch zerstörten Umwelt gezeigt. Sie werden kollektiv dargestellt: Viele Stimmen erheben sich, um das Gemeingut zu verteidigen, und zeichnen eine Geschichte der Kämpfe nach, von Landarbeiter*innen, die gegen große Feudalherren rebellierten, bis hin zur heutigen Macht multinationaler Konzerne. Ihre Gesichter sind unkenntlich gemacht, um Repressionen zu verhindern. Die rechtsstehende italienische Regierung unter Giorgia Meloni hat kürzlich die sogenannten Anti-Gandhi-Gesetze verabschiedet, die Aktivist*innen, die sich an Aktionen zivilen Ungehorsams beteiligen, mit langen Haftstrafen bedrohen.
Am 27. März 2025, nachdem die im Film gezeigten Gespräche aufgenommen wurden, gab Porsche Engineering die Aufhebung des Plans zur Erweiterung der Testanlage des Nardò Technical Center bekannt. Dieser bedeutende Sieg zeigt, dass es möglich ist, das vermeintlich Unvermeidliche rückgängig zu machen, so unvorstellbar das auch sein mag.

Regie und Produktion: Oliver Ressler
Auftraggeber: Free Home University (Alessandra Pomarico, Nikolay Oleynikov)
Kamera: Oliver Ressler
Zusätzliches Filmmaterial: Cosimo Pastore
Schnitt: Enar de Dios Rodríguez, Oliver Ressler
Farbkorrektur: Rudolf Gottsberger
Sounddesign: Elliot Perkins
Besonderer Dank gilt allen Mitgliedern der Custodi del Bosco d’Arneo und Maria Agraciada (Instituto Etno), der indigenen Anführerin der Tupinambá in Brasilien, deren Zeremonie zur Unterstützung des Landes und seiner Verteidiger*innen im Film zu sehen ist.
Zusätzlicher Dank gilt Viola Berlanda, Francesco Buonerba, Enzo Debonis, Enar de Dios Rodríguez, Matthew Hyland, Nikolay Oleynikov, Tabea Panizzi, Alessandra Pomarico, Diya Vij und Roland Wetzel.
Dieser Film wurde im Rahmen der Einzelausstellung Scenes from the Invention of Democracy im Museum Tinguely, Basel, kuratiert von Tabea Panizzi, 2025, produziert.
